Ab heute wird alles anders, ich bin jetzt auf Diät!

Haben Sie schon mal etwas Zeit in Internet-Foren zum Thema Abnehmen verbracht? Ich schon, denn während ich mein Buch geschrieben habe, wollte ich mehr darüber erfahren, mit welchen unterschiedlichen Strategien die Mitglieder dieser Foren versuchen abzunehmen und welchen Problemen sie dabei begegnen. Auf die Art hatte ich innerhalb weniger Tage nicht mehr nur meine eigenen Erfahrungen und jene von Personen aus meinem Umfeld zur Verfügung, sondern die von hunderten Abnehmwilligen jeden Geschlechts und Alters. Wenn Sie auch selbst schon einmal in einem solchen Forum gelesen haben, wird Ihnen folgendes Szenario wahrscheinlich sehr bekannnt vorkommen:

Jetzt reicht es, selbst meine einst relativ weit gekaufte Lieblingshose passt mir nicht mehr! Es müssen undbedingt 10 kg runter! Vor einer Woche habe ich meine Ernährung umgestellt. Es gibt jetzt ganz viel Hähnchen, Magerquark, Gemüse und wenn überhaupt Kohlenhydrate, dann nur ein wenig Vollkorn oder Obst. Eigentlich ganz lecker. Seitdem war ich auch fünf mal beim Sport und habe schon 2 kg abgenommen! Bikini-Figur ich komme!

Anfangsmotivation

Vier Wochen später:
Ich bin jetzt bei 5 kg, aber heute morgen hat die Waage zum ersten Mal wieder ein wenig mehr angezeigt. Ich mache eigentlich alles wie vorher und gehe fast jeden Tag zum Sport. Hat jemand noch eine Idee was ich tun kann?

Sechs Wochen später:
Das mit den Shakes und den Abnehm-Pillen aus der Apotheke hat gut funktioniert. Insgesamt sind etwas mehr als 7 kg runter. Momentan ist aber wieder Stagnation angesagt. Letztes Wochenende war ich auch auf einem Geburtstag und habe mich zwar einigermaßen zusammengerissen, aber dank super leckerem Buffet und Wein trotzdem direkt 1 kg zugenommen. 🙁 Seitdem war ich aber wieder diszipliniert und habe das auch wieder abgenommen. Hat jemand noch Ideen für gute Abnehm-Rezepte? Sind Kartoffeln eigentlich in Ordnung oder haben die zu viele Kohlenhydrate? So langsam wäre eine Alternative zu Fleisch und Gemüse doch mal ganz schön…

Das ist dann meist der Punkt, an dem diese anfänglichen Erfolgsgeschichten beginnen zu kippen. Die ursprüngliche Euphorie ist verflogen und die anfangs noch durchaus als annehmbar empfundene Ernährungsumstellung wird langsam langweilig. Auch das extrem umfangreiche Sportprogramm verliert bald den Reiz des Neuen und wird zunehmend schwerer durchzuhalten. Erst recht, weil die Betroffenen innerhalb weniger Wochen an einen Punkt kommen, an dem die anfänglichen schnellen Gewichtsverluste immer langsamer werden. Die Aussicht das selbst gesteckte Ziel zu erreichen schwindet und mit ihr auch die ursprüngliche Motivation. Die Ausnahmen bei Sport und Ernährung werden häufiger und schon bald stellt man resigniert fest: „Ich schaffe es einfach nicht.“
Das ist enorm frustrierend und nagt auch noch am Selbstbewusstsein. Schließlich haben diese Menschen ja tatsächlich alles gegeben und einiges auf sich genommen, um mit viel Engagement und Disziplin ihre Lebensweise radikal umzustellen – und trotzdem hat es am Ende (wieder) nicht geklappt.

Dabei liegt genau in dieser Radikalität oft auch das Problem. Es ist zwar absolut nachvollziehbar, dass nach der Entscheidung nun endlich den überflüssigen Kilos zu Leibe zu rücken, zunächst großer Enthusiasmus herrscht und entsprechend ’schwungvoll‘ in dieses Vorhaben gestartet wird. Erst recht, wenn man sich mit Gleichgesinnten Mut macht und natürlich auch schnell Erfolge verkünden möchte.
Allerdings sind derartige 180°-Wendungen im eigenen Lebensstil fast nie langfristig durchzuhalten. Dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle von mangelnder Disziplin oder Willensschwäche handelt, zeigt auch eine Analyse von 17 internationalen Studien über den Langzeiterfolg von Diäten: Gerade einmal 15 % der Teilnehmer gelingt es, ihren erreichten Gewichtsverlust auch nach drei Jahren noch zu halten.
Auch mir ging es immer wieder so, wie in oben beschriebenem Beispiel. Wenn viele Monate mangelnder Bewegung und kalorienreicher Kost anfingen Spuren zu hinterlassen, habe ich mit einigen Monaten sehr intensivem Sport und extrem bewusster Ernährung gegengesteuert. So begeistert ich auch jedes Mal von den damit einhergehenden Entwicklungen war, habe ich das doch nie dauerhaft durchgehalten. Eine Erkältung, eine gezerrte Schulter oder Feiertage mit viel leckerem Essen haben stets dafür gesorgt, dass ich meine Disziplin bald wieder über den Haufen geworfen habe.

Und heute? Natürlich versuche ich mich zumindest einigermaßen bewusst und gesund zu ernähren. Trotzdem esse ich vor allem das, worauf ich gerade Lust habe und zwar bis ich wirklich satt bin. Sport mache ich mal mehr und mal weniger, je nachdem, was Motivation und Zeit gerade zulassen. Einen Einfluss auf mein Gewicht hat das alles nicht mehr. Wenn ich ein wenig zunehmen möchte, esse ich mal ein paar Tage ohne Fastenphasen und wenn ich ein halbes Kilo abnehmen möchte, faste ich hier und da mal ein paar Stunden länger. Dabei kann ich mir weiterhin alles gönnen, was ich möchte und habe auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht zum Sport gehe.
Diese überaus entspannte Haltung hatte ich beim Kurzzeitfasten von Anfang an. In den ersten sechs Monaten habe ich, abgesehen von den kurzen Fastenzyklen, weder meine Ernährung, noch mein Sportprogramm angepasst. Entsprechend waren die Erfolge natürlich langsamer, als bei den wesentlich radikaleren Methoden. Dafür bin ich aber inzwischen auch seit fast zwei Jahren konstant dabei geblieben und die Umsetzung dieser Ernährungsweise ist für mich heute ein absolut müheloser Bestandteil meines Alltags. Dabei habe ich meine Abnehmziele fast um das Doppelte übertroffen. Ursprünglich waren 6 kg geplant und ich war aufgrund meiner bisherigen Diät-Erfahrung davon ausgegangen, dass die letzten 1 bis 2 kg dieses Ziels sehr zäh würden – so ich sie überhaupt runter bekäme. Zu meinem großen Erstaunen habe ich dann aber absolut linear stolze 10 kg abgenommen und zwar ohne mich dafür zusätzlich anstrengen zu müssen. Dieser langfristige Erfolg und das gute Gefühl, auf absolut nichts verzichten zu müssen, machen für mich eine wirklich gelungene Ernährungsumstellung aus.

Deshalb ist meine Empfehlung, wenn Sie mit dem Kurzzeitfasten starten: Ändern Sie nicht alles auf einmal. Fangen Sie mit den Fastenzyklen an und finden Sie einen Rhythmus, den Sie auch langfristig gut umsetzen können. Wenn das funktioniert, können Sie durch moderate Verbesserungen der Ernährung und gelegentlichen Sport zusätzlich zu Ihrem Erfolg beitragen. Nichts hindert Sie daran, fortlaufend weiter zu optimieren, wenn Sie das möchten und es in Ihren Alltag passt. Nach zwei Jahren ist Ihre Umstellung im Vergleich zu heute dann vielleicht genauso umfassend, wie bei so manch gescheitertem Diät-Versuch aus der Vergangenheit. Der Unterschied ist aber, dass diese Anpassungen schrittweise und absolut freiwillig erfolgen. Beim Kurzzeitfasten ist Ihr dauerhafter Erfolg nämlich unabhängig von täglichem Sport oder dem Verzicht auf dutzende Lebensmittel. Er wird schon allein durch die simple Einhaltung Ihrer Fastenzyklen gesichert.

 

Foto: Thomas Hawk via photopin cc

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